Energienutzungsplan für den Markt Eggolsheim beschlossen
In seiner Sitzung vom 25.04.2023 wurde dem Marktgemeinderat die Endfassung des Energienutzungsplanes für den Markt Eggolsheim präsentiert und anschließend einstimmig beschlossen. Erstellt hat den Energienutzungsplan Herr Ralf Deuerling vom Büro Energievision Franken. Die Bearbeitung erfolgte im Zeitraum März 2022 bis April 2023. Im Arbeitsauftrag war der Focus ganz klar auf den Strombereich gelegt. Untersucht wurden folgende Schwerpunkte:
• Energie-und CO2-Bilanz
• Einspar-und Effizienzsteigerungspotenziale
• Prognose des zukünftigen Strombedarfs
• Potenziale für erneuerbare Energien
Mit der Energiekrise, verursacht durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine wurde die Bedeutung des Themas Energie um ein Vielfaches deutlicher sichtbar als vorher. Es geht schließlich um eine Säule unserer Lebensgrundlage, die es für die Zukunft unabhängig und klimaneutral umzubauen gilt.
Ermittelt wurde vom Büro Energievision Franken zunächst der gesamte Endenergieverbrauch in der Gemeinde. Dieser beträgt aktuell insgesamt 168.587 MWh pro Jahr und betrifft die Bereiche Mobilität (67.562 MWh/a), Strom (21.530 MWh/a) und Wärme (82.495 MWh/a). Von dieser Energiemenge werden im Markt Eggolsheim momentan nur 25% (41.532 MWh/a) erneuerbar erzeugt. 75% (127.025 MWh/a) werden aus fossilen Energieträgern generiert.
Richtet man den Focus allein auf den aktuellen Stromverbrauch, sieht die Bilanz etwas besser aus. Hier werden im Markt Eggolsheim bilanziell ca. 67% des Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Der größte Anteil kommt aus Biomasse (Biogasanlagen), gefolgt von Solarstrom.
Im Wärmesektor werden lediglich 28% der benötigten Energie aus regenerativen Quellen erzeugt. Größten Anteil haben auch hier die Biogasanlagen. Hier wird z.B. Abwärme seit vielen Jahren in das Nahwärmenetz Eggolsheim eingespeist. Ebenfalls einen wesentlichen Anteil an der Wärmeerzeugung aus regenerativen Energien haben die Holzfeuerungsanlagen (z.B. Scheitholz, Pellet, Hackschnitzel). Lediglich geringe Anteile kommen aus Solar- oder Geothermie. Nur 3% der Wärme wird aus Strom generiert (z.B. Wärmepumpen). Aus Heizöl, Gas und Kohle werden noch immer knapp 70 % der benötigten Wärme gewonnen.
Im Mobilitätssektor sieht es mit Energie aus erneuerbaren Quellen richtig schlecht aus. Hier kommen 95% noch immer aus fossilen Energieträgern (Benzin und Diesel). Nicht einmal 1% der Energie in der Mobilität wird über Strom eingebracht. In diesem Sektor beträgt der Anteil erneuerbarer Energie ca. 5% und kommt vornehmlich aus der Beimischung von Biokraftstoffen in Benzin und Diesel.
Dem gesamten Endenergieverbrauch in Höhe von 168.587 MWhth,el/a stehen also insgesamt ca. 153.797 MWh/a nicht regenerativ bereitgestellter Primärenergieverbrauch gegenüber. Hierdurch werden insgesamt ca. 48.809 t THG im CO2-Äquivalent pro Jahr freigesetzt. Bei insgesamt 6.560 Einwohnern entspricht dies THG-Emissionen pro Kopf in Höhe von ca. 7,4 t/EW pro Jahr.
Damit man sich vorstellen kann, wie sich der Energieverbrauch eines durchschnittlichen privaten Haushaltes zusammensetzt, hier eine Grafik aus dem Energienutzungsplan:
Ein weiterer Teil der Untersuchungen war die Aufgabe, zu ermitteln, wohin sich der Energiebedarf im Markt Eggolsheim zukünftig entwickeln wird. Es wurden sowohl die Einspar- und die Effizienzsteigerungspotenziale für Energieverbrauch in allen Sektoren, als auch der zukünftige Strombedarf dargestellt. In diesem Zusammenhang ist der zukünftige Strombedarf vor allem von einer anstehenden und sektorenübergreifenden Elektrifizierung geprägt. Nur so kann bis 2045 der Energiebedarf in allen Sektoren durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Im Wärmebereich werden Wärmepumpen statt fossiler Energieträger deutlich effizienter Umweltwärme nutzen können – sie brauchen dafür aber Strom. Letzterer muss aber auch zu dem Zeitpunkt zur Verfügung stehen, zu dem er benötigt wird. Ebenso werden durch Elektromobilität große Effizienzsteigerungspotenziale erschlossen werden können. Dadurch werden in Zukunft zwar keine fossilen Kraftstoffe mehr verbraucht, jedoch steigt auch hierdurch der Strombedarf.
Insgesamt können durch die Einspar- und Effizienzsteigerungspotenziale ca. 33 % Endenergie bis 2045 eingespart werden. Statt ca. 168.587 MWhth,el/a werden dann nur noch ca. 111.024 MWhth,el/a benötigt. Heute werden für elektrische Zwecke, zum Heizen und für Elektromobilität insgesamt etwa 23.597 MWel/a Strom verbraucht. Der Anteil erneuerbarer Energie daran liegt bei ca. 61 % (67 % bei rein elektrischen Zwecken). Zukünftig wird der Stromverbrauch durch die Elektrifizierung aller Sektoren aber bei ca. 80.070 MWhel/a liegen. Er wird sich also mehr als verdreifachen.
Folgende Tabelle fasst die Transformation der zukünftigen Energieversorgung zusammen:
Werden keine weiteren erneuerbaren Energien mehr ausgebaut, läge der Anteil erneuerbarer Energien dann zukünftig nur noch bei 18 %. Um den gesamten Energiebedarf in Zukunft durch erneuerbare Energien klimaneutral decken zu können, benötigt der Markt Eggolsheim also etwa 5,6 mal so viele erneuerbare Energien wie heute. Insgesamt müssten dann bis 2045 noch ca. 65.656 MWhel/a zusätzlich erzeugt werden. Dies entspricht einem Bedarf von ca. 66 ha PV-Anlagen auf Freiflächen oder ca. 4 großen, modernen Windkraftanlagen. Bezüglich des Flächenverbrauchs sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass der Einsatz eines Windrads den Flächenverbrauch für PV-Anlagen auf Freiflächen um etwa 15-20 ha reduziert. Darüber hinaus ergänzen sich Windräder und PV-Anlagen i.d.R. sehr gut (zwar weht häufig wenig Wind, wenn die Sonne scheint, dafür weht der Wind häufig, wenn die Sonne nicht scheint). Zusätzlich wird es unbedingt nötig sein, Energie zu speichern, um sie dann zur Verfügung stellen zu können, wenn sie tatsächlich gebraucht wird.
Beim Ausbau erneuerbarer Energien galt es, die Potenziale im Gebiet der Marktgemeinde aufzuzeigen. Hier gibt es mehrere verschiedene Bereiche, die in der Lage wären, wesentliche Teile des Strombedarfes der Zukunft zu decken.
Für den Markt Eggolsheim wurden die Potenziale für PV-Anlagen auf den Dachflächen, auf Parkplätzen und auf Freiflächen sowie das Potenzial für Windkraft sehr detailliert untersucht. Bei den untersuchten Potenzialen handelt es sich um die vielversprechendsten Potenziale für erneuerbare Energien. Während PV-Anlagen auf den Dachflächen vor allem der privaten Strombedarfsdeckung dienen kann und insbesondere mit Speichern sehr hohe Eigenverbrauchsanteile erschließen lässt, kann mit den größeren PV-Anlagen auf Parkplätzen und Freiflächen, sowie mit Windkraftanlagen eine wichtige Infrastruktur zur öffentlichen Grundversorgung geschaffen werden. Dabei ergänzen sich PV-Anlagen und Windkraft häufig sehr gut. Das gesamte ermittelte Potenzial gestaltet sich wie folgt:
Während der gesamte aktuelle Strombedarf in allen Sektoren in Höhe von ca. 23.597 MWhel/a heute zu etwa 61 % durch erneuerbare Energien gedeckt wird, wird sich der Bedarf durch eine weitgehende Elektrifizierung des Wärme- und des Mobilitäts-Bereichs mehr als verdreifachen. Die Erneuerbaren müssen genau deshalb noch deutlich ausgebaut werden. Ausreichend Potenziale sind vorhanden: Insgesamt könnte mindestens etwa drei- bis viermal so viel erneuerbarer Strom erzeugt werden, wie im Markt Eggolsheim in Zukunft trotz wachsendem Strombedarfs durch Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Mobilität benötigt wird. Die Potenziale auf den Dachflächen werden aber selbst bei einer vollen Potenzialnutzung nicht ausreichend sein. Ohne PV-Anlagen auf den Freiflächen und ohne Windräder wird eine gesicherte Stromversorgung in Zukunft nicht machbar sein. Für die Zukunft gilt also, dass wenigstens so viel erneuerbare Energien genutzt werden sollten, wie benötigt werden. Dies steigert insbesondere in Anbetracht der Energiekrise 2022 auch die Resilienz gegenüber Kosten-steigerungen und mindert die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger. Darüber hinaus sollte ohnehin mehr erneuerbarer Strom erzeugt werden, als im eigenen Gemeindegebiet verbraucht wird.
Denn auch die umliegenden Verdichtungsräume, die Arbeitsplätze für die auf dem Land lebende Bevölkerung bieten und diese mit zentralörtlichen Funktionen versorgen, sind auf die Stromproduktion im Umland angewiesen. Ganz allgemein wird davon ausgegangen, dass ländliche Gemeinde ein Mehr-faches von erneuerbaren Energien erzeugen sollten, wie sie selbst benötigen.
Insbesondere die letzte Grafik zeigt auf, wie groß die Aufgabe ist, um die Transformation hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft zu bewerkstelligen. Die Bundesregierung hat sich dies bis zum Jahr 2045 als Ziel vorgenommen, die Landesregierung in Bayern hat dieses Ziel bereits zum Jahr 2040 ausgerufen und will hier schneller vorankommen.
Klar ist, dass diese ambitionierten Ziele nur gemeinsam zu schaffen sind. Kommunen, Gewerbe, Handel und Industrie sowie auch die Privathaushalte sind dazu aufgerufen das in ihrem Bereich Mögliche auch zu tun. Dann kann es gelingen…
Den Energienutzungsplan finden Sie mit vielen weiteren Infos zum Thema auf unserer Homepage unter dem Punkt „Entwicklung“.
Ergebnisse des Energienutzungsplanes Markt Eggolsheim:
25.04.2023 | Energienutzungsplan Markt Eggolsheim - Endfassung | PDF-Download |
25.04.2023 | Präsentation Marktgemeinderat | PDF-Download |
19.05.2022 | Zwischenfazit zur Potentialanalyse Photovoltaik | PDF-Download |
27.09.2022 | Zwischenfazit zur Potenzialanalyse Windkraft | PDF-Download |
25.10.2022 | Bürgerbeteiligung Erneuerbare Energieerzeugung | PDF-Download |
Die Erstellung des Energienutzungsplans wurde mit einem Betrag von 23.600 € gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.